Enttäuschung als echtes Gefühl!

Die Enttäuschung

In der Alltagssprache drücken wir mit „Enttäuschung“ das Gefühl aus, wenn eine Bedürfnis unerwartet nicht erfüllt wird.  Beispielsweise:

  • Ich bin enttäuscht, dass du mir nicht die Wahrheit gesagt hast.
    (Bedürfnis: Aufrichtigkeit, Transparenz, Sicherheit)
  • Ich bin enttäuscht von mir selbst, dass ich mich für die Prüfung nicht genug vorbereitet habe.
    (Bedürfnis: Motivation)
  • Ich bin enttäuscht, dass ich die Prüfung nicht bestanden habe, obwohl ich so viel dafür vorbereitet habe.
    (Bedürfnis: Wachstum, Anerkennung, Selbstwirksamkeit)

Wenn wir die Enttäuschung auf das unerwartet nicht erfüllte Bedürfnis beziehen, dann handelt es sich um ein echtes Gefühl.

Häufig wird die Enttäuschung allerdings auf eine Andere person projiziert:

  • Ich bin von dir enttäuscht, dass du mir nicht die Wahrheit gesagt hast.

Damit übertrage ich die Verantwortung für meine Enttäuschung auf die andere Person. Dann wird die Enttäuschung zu einem Gedanken und und zu einer Bewertung des Verhaltens der anderen Person, und damit kann ich kaum noch das  Gefühl “Enttäuschung” fühlen, sondern bin dann eher bei einem Ärger über die andere Person.

Daher lohnt es sich inne zu halten, wenn ich Enttäuschung fühle.

In der Sprache des Friedens ist die Enttäuschung auch ein transformativer Vorgang der Erkenntnis: Ich werde aus meiner Täuschung herausgerissen, und eines Besseren belehrt. Die bisherige Täuschung wird aufgehoben. Ich werde desillusioniert. Dies ist dem Wesen nach eine gute Angelegenheit. Die Enttäuschung dient der Wahrheitsfindung.

Der Volksmund weiß dies alles übrigens schon lange, wenn er sagt:
Eine Enttäuschung ist eine Wahrheit mit Verspätung.

Wenn ich mir diesen transformativen Erkenntnisvorgang – begleitet durch Selbst-Empathie – bewusst mache, kann ich den Teufelskreis des Gedanken-Karussells aufhalten, der andernfalls nicht selten zu Frust, Depression oder bei krassen Selbstvorwürfen auch zu Schuldgefühlen führen kann.

Wenn dir also eine Enttäuschung widerfährt, kann dir die Sprache des Friedens mit Selbst-Empathie dabei helfen, dich auf dein nicht erfülltes Bedürfnisse zu besinnen.